Sofortbild und Naturidylle: Bastian Kalous im Interview

Die Bilder von Bastian hatten mich auf den ersten Blick verzaubert. Groß, aussagekräftig und mystisch. Sie lösen bei mir eine Mischung aus Fernweh und Erstaunen aus.

 

Was müssen die Leser über dich wissen?
Ich bin Bastian Kalous, bin 1980 geboren, wohne seit dem in Freyung und arbeite nun seit geraumer Zeit als Krankenpfleger in der Notaufnahme. Vor einiger Zeit habe ich das Fotografieren für mich entdeckt und lieben gelernt.

Warum analoge und nicht digitale Fotografie? Und weshalb gerade Sofortbild?
Die Faszination war und ist immer noch die Sofortbildfotografie aus dem Grund weil mich diese kleinen Unikate faszinieren. Man hat sofort ein Ergebnis, man kann es in der Hand halten und weiterreichen und durch die abgelaufenen Filme entsteht eine ganz besondere Mystik in den Aufnahmen.

Du scheinst die Natur sehr zu lieben. Was war bisher dein bestes Fotoreiseziel?
Unvergesslich obwohl schon einige Zeit her ist immer noch der Westen der USA. Zu der Zeit hatte ich allerdings noch kein Großformat dabei, gerade auch deswegen hoffe ich dorthin nochmals zu kommen. Ebenfalls unglaublich toll zum Fotografieren war Island. Auch hier könnte ich mit einen zweiten Besuch vorstellen.

Wie bepackt müssen wir uns eine Foto-Tour mit dir vorstellen?
Los geht’s mit dem Rucksack, der 4×5 Kamera, einem Polaroid Rückteil, einer Box 4×5 Filme, 4 verschiedene Objektive, einem Belichtungsmesser, nem Stativ und noch bissl Kleinkram wie Drahtauslöser, Fokussierlupe, Selbstauslöser, verschiedenen Filtern.
Ein wenig Platz ist dann noch für eine Packfilmkamera von Polaroid ebenfalls mit Filmen und Zubehör.
Schon kann das Polaroidabenteuer beginnen.
Werden wohl so etwa 20-25 kg sein…

Auf deinen Bildern ist oft eine einzelne Person zu sehen welche in die Ferne blickt. Hast du einen festen Reisebegleiter oder bist du mit wechselnden Gruppen unterwegs?
Feste Reisebegleiter habe ich nicht. Natürlich hab ich hin und wieder mal jemanden dabei der dann auch Modell steht bzw. mir hilft den Auslöser zu drücken aber eigentlich sind die meisten meiner Bilder Selbstporträts. 

Du bist wie bereits erwähnt viel unterwegs. Was ist die verrückteste Geschichte die du auf einer Foto-Tour erlebt hast?
Die wohl verrückteste Geschichte der war wohl mein Ausflug an den Königssee vor einigen Jahren im frühen Frühling.
Am Seeufer war’s schon warm und grün. In den Bergen hingegen noch tiefer Winter. Das wusste ich auch und wollte zu einer Berghütte im dort den tiefen Winter per Kamera einzufangen. Mit Schneeschuhen, voll bepackt, wie zuvor schon erklärt, und weiterer Ausrüstung machte ich mich auf den Weg. Die Zeit verging und verging. Der Weg wurde mühsamer aber ich machte weiter. Ich wusste nach dem Steilstück sollte der Weg flacher werden. Bzw das Gelände, ein Weg war unter der Meterdicken Neuschneeschicht nicht auszumachen. Mittlerweile wurde es auch noch neblig und der Abend rückte näher. Langsam wurde mir klar dass es wohl besser ist umzukehren. Und bergab ging’s gleich etwas zügiger. Nur leider war das letzte Schiff schon abgefahren. Am Wirtshaus in Sankt Bartholomä war noch wer zu sehen. Es wurde gerade aufgeräumt. Ich erklärte denen was los ist und fragte ob sie mir eine Unterkunft geben könnten für die Nacht. Das geht nicht bekam ich zu hören und verstand die Welt nicht mehr. Die lassen mich nicht wirklich bei -10 Grad draußen schlafen?
Doch das taten sie. Sie informierten aber noch denn Gebietsjäger und sagten ihm das eine mysteriöse Gestalt auf der Insel rumschleicht.
Mein Nachtquartier wurden zwei einladende Fußabstreifern die als Matratze dienen sollten und einem kleinen Stück Überdachung die Fliesen vor dem Besucher WC.
Ich erlebte einen wunderbaren Sonnenaufgang, verpasste sogar noch das erste Schiff zurück und bekam noch tolle Bilder.
Grund für das nicht gewähren des Nachtlagers im Haus war wohl die 300€ die man zahlen muss wenn man das Schiff verpasst hat und extra abgeholt werden muss. Ist ja eine sichere Verdienstquelle.
Im Nachhinein hab ich sogar erfahren dass es eine Notunterkunft auf dieser Insel gibt. Und zwar steht eins dieser Häuser den Watzmann-Besteigern zur Verfügung. Da wollte ich zwar nicht rauf aber ich hätte mich dazu gelegt bevor es mich erfriert.

Zum Thema einsame Inseln: Wenn du auf eine Insel (oder für dich in ein Gebirge) nur eine einzige Kamera mitnehmen dürftest, welche wäre es? Warum, und mit welchen Zubehör/Film?
Es wäre die 4×5 Kamera mit einem 90mm Objektiv, einem Polaroidrückteil, nem Belichtungsmesser, nem Stativ, nem Selbstauslöser, nem Drahtauslöser und mit Polaroid 79 und 55 Filmen.
Es ist einfach mein liebstes Equipment.
Ich liebe den Umgang mit der Kamera. Das Auf- und Einstellen. Das Fokussieren. Ebenso liebe ich den 79er Film für seine Farben und den 55er für sein unglaublich gutes Negativ dass dieser Film erzeugt.

Was inspiriert dich? Welche Künstler sind deine Vorbilder?
Vor allem inspiriert mich das tagtägliche Leben draußen in der Natur. Der Wind, die Sonne, der Regen, der Nebel, die Bäume, die Berge, das Wasser…
Alles das zu erforschen und nebenbei ein paar Bilder einfangen ist meine Hauptinspiration.
Es gibt heutzutage so unendlich viele Fotografen die unglaublich gute Arbeiten abliefern dass es für mich schwierig ist da einzelne rauszupicken.
Einer der ganz großen ist natürlich Ansel Adams. Dessen Werke schau ich mir immer wieder gerne an.
Ebenfalls begeistert bin ich von Leuten wie John Muir. Ob der zwar jetzt so wirklich ein Künstler war? Irgendwie schon.

Trotz der neuen Hoffnung auf Kickstarter ist die Auswahl bei Sofortbildfilmen sehr eingeschränkt. Wie voll ist deine Schatzkammer noch?
Ich kann nicht genau sagen wie voll die noch ist. Es ist noch ein gewisser Vorrat da wobei halt irgendwann die Chemie trocken sein wird.

Die neue Generation an Sofortbildfilmen steckt ja noch in den Kinderschuhen, trotzdem benutzt du sie. Wie gehst du mit der (besser werdenden) Unberechenbarkeit der Bilder um?
Ich versuche genau wie mit den alten Filmen einfach das ein oder andere Bild zu kriegen. Manchmal klappts, manchmal nicht. Aber Spaß macht es auf jeden Fall.

Du arbeitest neben der Fotografie als Krankenpfleger. Wie vereinbarst du Beruf und „Hobby“?
Ich brauche hin und wieder Zeit um etwas abzuschalten und das wiederum gelingt hervorragend beim Fotografieren und Wandern.

Welchen Ratschlag kannst du Neueinsteigern zum Thema Sofortbild geben?
Das Ganze nicht zu eng und ernst sehen und das Bild muss nicht immer perfekt sein. Oder ist es gerade durch die Imperfektion perfekt?

Noch letzte Worte?
Vielen Dank an alle Leser und Bilderbeobachter. 

 Vielen Dank für das Interview!

 

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