Canon AV1, Maginon Serie-G & Ortho 25

Der Begriff ‚Dritthersteller‘ hat von je her einen faden Beigeschmack, wenn es um das beinahe wichtigste an einer Kamera geht - die Optik. Aber wie schlecht sind diese Linsen wirklich, wenn man damit richtig umgeht. Diese Frage habe ich mir gestellt und deswegen mal wieder zu genau dem Objektiv gegriffen, welches ich mir damals als erstes zu meiner Canon Av1 dazu gekauft habe. Es handelt sich dabei um eine 50mm Festbrennweite der Firma Maginon mit einer Lichtstärke von f 1:1.7 und dem griffigen Zusatz ‚Serie-G‘, wahrscheinlich eine Anspielung auf Nikons Serie-E. Gekostet hat mich das mäßig gute Stück damals schlappe 15€, zusammen mit einem Haze Filter, welchen ich aber dieses Mal bewusst weglasse.

Gegriffen habe ich mir dazu die Kamera, für welche ich mir die Linse ursprünglich angeschafft habe - meine Canon AV1. Die günstigere und leichtere Schwester der bekannteren Canon AE-1, welcher lediglich die Blendenvoreinstellung beherrscht. Als Filme habe ich den im Titel bereits erwähnten Ortho 25 gewählt und als Ort bot sich ein Ausflug in das Outlet Center der belgischen Stadt Roermond an.

Bevor ich aber zu Film und Optik zu sprechen komme, hier nochmal ein großes Lob an die Kamera. Die AV-1 kann zwar nicht viel, ist dafür aber zu einen leicht und zu anderen vor allem schnell. Sie ist zwar weit von einer Messsucherkamera entfernt aber mit keiner anderen mit bekannten einäugigen Spiegelreflexkamera, komme ich in urbanen Umgebungen so gut zurecht wie mit der AV.

Aber kommen wir zur Optik und dem Umgang mit den mittelwertigen Vertretern dieser Kategorie. Nachts sind alle Katzen grau und bei f8 sind alle Optiken scharf. So lautet ein Sprichwort, welches natürlich auch auf das Maginon zutrifft. Denn von dieser Regel, sind wirklich nur die letzten Flaschenböden und Plastiklinsen von dieser Regelung ausgeschlossen. Wie zu erwarten bringt das Maginon bei f1:8 und auch bei f1:5,6 noch ausreichend Details für die alltägliche Verwendung.

Aber kommen wir auch mal auf den Film zu sprechen, der Otho 25 von Rollei (in der alten Version) ist ein so genannter orthochromatischer Film, einfach gesprochen - er sieht kein Rot. Worauf wir aber später nochmal genauer zu sprechen kommen. Im Gegensatz zu anderen ‚Spezialfilmen‘, die auf einem einzigen Gebiet glänzen, aber bei allen anderen, alltäglichen Aufgaben eher mies abscheiden, beherrscht der Ortho alles, was von einem Schwarz-Weiß Film so verlangt wird. Er nimmt die Details, welches das Maginon projiziert gut auf und entwicklet dabei kaum Korn. Wie auch bei 25 ASA? Vor allem überrascht hat mich der große Dynamikumfang in diesem Bild.

Die Kamera, Linse, Film Kombination hat also alles in allem sehr viel besser funktioniert als ich es erwartet hatte. Zumindest solange wie die Sonne da war, denn neben der Fotot Weisheit mit der Blende 8 gibt auch noch die Erkenntnis, dass bei gutem Licht alle Kameras gute Bilder machen. Sobald aber das Licht verschwand, weil sich zum Beispiel eine Wolke vor die Sonne schob war leider auch schnell Ende mit der Freude. Denn bei einer Blende von f1:2,8 und einer Verschlusszeit von 1/60 hätte ich theoretisch noch locker weiter Bilder machen können aber praktisch wusste ich natürlich, dass dann das Maginon langsam aber sicher seine Flaschenbodigkeit raus lassen wird. Außerdem raubt mir die abnehmende Schärfentiefe die Fehlertoleranz, die ich beim schnellen Fokussieren im Gewimmel des Outlet Centers so dringen brauche.

Hier sieht man was passiert, wenn man trotzdem abdrückt. Der Fokus sitzt nicht da wo er sein sollte und da wo er hockt, liefert es nicht die Details, die man hätte haben wollen. Zudem hat der Ortho seiner Natur nach etwas Problem dabei, Wolken dramatisch in Szene zu setzten. Das Blau des Himmels bekommt er einfach nicht ausreichend von den weißen Wolken getrennt.

Dies stellt natürlich eine wünschenswerte Eigenschaft dar, wenn man nicht will, dass der Betrachter von der abgelichteten Architektur abgelenkt wird aber bei der gezielten Landschaftsfotografie sollte man dies im Auge behalten. Ein Rotfilter schafft hier übrigens keine Abhilfe, da dieser bei einem orthochromatischen Film quasi fest eingebaut ist.

Natürlich habe ich es mir, neben den üblichen Tests, auch nicht nehmen lassen mit der Spezialfähigkeit des Ortho herumzuspielen. So handelt es sich bei diesem Truck der bekannten amerikanischen Koffeinlimonadenmarke in der Realität um einen leuchtend roten Eyecatcher. Der Ortho hingegen sieht ihn jedoch sehr viel nüchterner und macht daraus ein mittleres Grau, welches im Bild Platz für die Menschen lässt.

Ein weiteres kleines Beispiel liefert dieses Bild hier. Der durchgestrichene nackte Fuß, welcher vor dem Betreten der Brunnenfläche wart, ist in der Realität des menschlichen Auges natürlich knallrot - wohingegen der Crogk Blau untermalt ist. Neben dem Warnschild fällt zudem auf, dass sich das mittlere Bokeh des Maginon schon sehen lassen kann. Jedoch würde ich auf den allzu häufigen Einsatz verzichten, da beim Aufblenden die Gesamtschärfe zu stark abnimmt und der allgemein matschig werdende Look das Bokeh nicht ‚trägt‘.

Allgemein bliebt zu sagen, dass wenn man die Limitierungen seiner Ausrüstung kennt und weiß, wie man diese am besten umschifft, dass man dann auch mit echten und vermeintlichen Flaschenböden gute Ergebnisse erzielen kann. Denn am Ende ist es immer der Fotograf, welcher das Bild macht und nicht die Ausrüstung. Natürlich bieten höherwertige Optiken eine Vielzahl von Verbesserungen, wie Schärfe auch bei Offenblende, Freiheit von allerhand Bildfehlern und vor allem eine bessere Kompatibilität, denn das Maginon ist selbst für ein oFD Objektiv schwer zu wechseln.

Entwickelt habe ich den Ortho 25 (alte Version) übrigens für 6 Minuten in Rodinal 1+50 bei 20°C, wo bei ich ihn nach dem Ablauf der Zeit noch mal 30 Sekunden habe stehen lassen, um den Kontrast noch etwas zu erhöhen, denn auch die Entwicklung spielt bei dem Schärfeeindruck eine starke Rolle.

-Danny

Wie sicher viele in meinem Alter damals, so um 2005, habe ich mit etwa 17 meine erste digitale Knipse bekommen. Um genau zu sein, eine echt grässliche Jaycam i6180 aus dem Teleshopping. 2008 gab diese dann leider den Geist auf und so bin ich auf eine um einiges bessere Samsung L200 umgestiegen, mit der ich aber auch eher sporadisch und meist im Urlaub fotografiert habe. Die wirklich Begeisterung für die Fotografie hat mich erst 2012 so richtig gepackt. Hauptsächlich ausgelöst natürlich durch Socialmedia im Allgemeinen und Instagram im Besonderen. Ich fand den Look der Bilder faszinierend, konnte mir aber kein Smart- phone leisten und so durchsuchte ich die Klamotten meiner Eltern nach einer angeblich noch vorhandenen Kamera. Und so fand ich eine alte Rollei 35 mit Tessar Objektiv, welche sofort mit auf den nächsten Urlaub kam. Als ich die Bilder das erste mal in der Hand hielt war ich begeistert von dem Look und vor allem auch von der Qualität. dany Da die Rollei zwar eine tolle Kamera ist aber ich mit dem Schätzen der Entfernung so meine Probleme habe, dauerte es keine paar Monate bis ich mit der Canon Av-1 und zwei Drittherstellerobjektiven in 50 und 135mm meine erste eigenen analoge Spiegel-refelxkamera besaß. Ab da an gab es natürlich auch später eine digitale Spiegelreflex- kamera aber die kommt meist wirklich nur zum Einsatz, wenn es gerade schnell gehen muss. Aktuell arbeite ich mit meiner neuen Yashica T3 und eine Mamiya RB67 will dringend ausprobierte werden.